Fitnessprogramm für Regionalinitiativen

Seminarreihe „Fit für Regionalvermarktung“ 

In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Cluster Ernährung führte die Landesgruppe Bayern im Bundesverband der Regionalbewegung e.V. in den Jahren 2013 bis 2015 ein „Fitnessprogramm für Regionalinitiativen“ durch. 

Seminarreihe „Fit für Regionalvermarktung“ 

Im Fitnessprogramm geht es keinesfalls um Sport, sondern um die Professionalisierung und Unterstützung von Regionalinitiativen. Mit dem Fitnessprogramm für Regionalinitiativen sollen vor allem (zukünftige) Führungskräfte der Regionalinitiativen sowie Begleiter und  Initiatoren erreicht werden. Die organisatorischen Strukturen einer Initiative und die Professionalität deren Akteure sind zentrale Erfolgsfaktoren.

Das Fitnessprogram soll folgendes leisten: 

  • Einschätzung der Potenziale unterschiedlicher Vermarktungsmodelle

  • Bessere Verankerung von Qualitäts- und Herkunftssicherungssystemen

  • Intensivierung des Erfahrungsaustausches und des Wissenstransfers sowie stärkere Vernetzung der Initiativen untereinander

  • Qualifizierung der Verantwortlichen der Initiativen

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Rückblick auf die Seminarreihe 

 

 
Erfolgreicher Start zur Seminarreihe "Fit für Regionalvermarktung"

Im Rahmen der beiden Hintergrundseminare in Bamberg und Dasing (Juli 2014) ging das Fitnessprogramm in seine zweite Runde. Die Seminare waren auf die Zielgruppe Behörden, Verbände und öffentliche Einrichtungen - also auf die Gestalter und Begleiter ländlicher Entwicklung - zugeschnitten. Beide Seminare waren inhaltlich gleich aufgebaut und hatten zum Ziel, den Teilnehmern die Grundprinzipien von Regionalvermarktung aufzuzeigen. Mit insgesamt 58 Teilnehmern waren beide Veranstaltungen bis auf den letzten Teilnehmerplatz besucht.  

Inhaltlich hatten die Seminare folgende Themen zum Schwerpunkt:

  • Nutzen der Regionalvermarktung

  • Voraussetzung für erfolgreiche Regionalvermarktung

  • Kennzeichnung für regionale Produkte

  • Marketing und Kommunikation

  • Strukturen für die Regionalvermarktung

Aufgrund des sehr heterogenen Teilnehmerfeldes ergab sich ein reger Erfahrungs- und Informationsaustausch. Der Programmpunkt "Voraussetzungen für eine erfolgreiche Regionalvermarktung" wurde im Anschluss besonders ausführlich diskutiert. Alle waren sich einig, dass Regionalvermarktung nur dann funktionieren kann, wenn sie einem schlüssigen Kriterien- und Kontrollsystem unterliegt. Wichtig ist es, die Kontrolle nicht nur an externe Stellen zu vergeben, sondern auch intern für ein gutes Maß an sozialer Kontrolle zu sorgen. Ein funktionierendes Prüfsystem ist auschlaggebender Indikator für die Qualität eines Regionalprodukts und somit auch für die Zufriedenheit des Verbrauchers und den Zusatznutzen der Region. Der Erfolg der Hintergrundseminare ließ die Vorfreude auf die bevorstehenden Workshops steigen. 

Erster von insgesamt drei Praxisworkshops im Kloster Plankstetten

Am 22. und 23. September fand der erste Praxisworkshop zum Thema "Qualitäts- und Herkunftssicherung" im Kloster Plankstetten statt. Unter der Anleitung von Ludwig Karg, B.A.U.M. Consult GmbH, erarbeiteten die 28 Teilnehmer ein Kriterien- und Kontrollsystem anhand einer fiktiven Regionalvermarktungsinitiative. 

Aufgabe für die Teilnehmer war es zunächst den Hintergrundkontext zu erarbeiten - Die Zielgruppe der fiktiven Regionalmarke musste festgelegt, die Region definiert, Anforderungen an Geschmack, Inhalt und Lagerung formuliert werden. Der Einführungsvortrag zu Beginn der Veranstaltung und die anschließenden Praxisberichte der externen Redner, Claudia Günther, QAL, und Christoph Zimmer, VLOG, lieferten hierfür den entsprechenden theoretischen Einstieg.

Aufbauend auf den ersten Praxisteil erarbeitete das Teilnehmerfeld dann das Kriterien- und Kontrollsystem. Das eigenständige Arbeiten in Kleingruppen wurde von den Workshopteilnehmern besonders gelobt. Der Lerneffekt und Wissenstransfer war hier besonders intensiv und lohnend. 

... weiter ging's mit "Marketing und Kommunikation" in Kulmbach

Nach dem sehr erfolgreichen ersten Praxisworkshop zum Thema "Qualitäts- und Herkunftssicherung" ging es am 27. und 28. Oktober 2014 mit dem Thema "Marketing und Kommunikation" weiter.  Im ersten Teil des Workshops wurde den Teilnehmern das nötige Theoriewissen vermittelt. Was bedeutet Marketing? Auf welchen Strategien baut erfolgreiches Marketing auf? Welcher Verbraucherkreis muss wie angesprochen werden? Welchen rechtlichen Rahmenbedingungen unterliegt Marketing? Darauf aufbauend hatten die Teilnehmer die Aufgabe einen Warenkorb zu entwickeln und entsprechend zu vermarkten. 

Anschließend rückte dann die Inanspruchnahme geeigneter Werbemedien in den Vordergrund. Gerade im Bereich "neue Medien" gibt es noch viel Aufklärungsbedarf. Sie gelten als rießige Marketingplattform, werden aber gerade von der älteren Generation, aufgrund des fehlenden Know-Hows, nicht in Anspruch genommen. Es gilt also eine Marketingstrategie zu entwickeln, die ein breites Feld potentieller Kunden anspricht und auf das zu vermarktende Regionalprodukt aufmerksam macht.  

Abschließend wurden anhand mitgebrachter Beispiele verschiedene Etiketten und Verpackungen von Produkten für den Lebensmitteleinzelhandel bewertet. Diese "kollegiale Supervision" anhand des Erlernten brachte wiederum den gewünschten Praxisbezug in das Seminar.  

Der dritte und letzte Praxisworkshop im Kloster Plankstetten

Am 9. und 10. Februar 2015 fand der dritte und letzte Workshop zum Thema "Logistik und Strukturentwicklung" im Kloster in Plankstetten statt. Dieser war mit insgesamt 38 Teilnehmern der am stärksten besuchte Workshop und rundete somit die Reihe der Praxisworkshops thematisch ab.

Um alle Teilnehmer*innen auf den gleichen Stand zu bringen, wiederholte der Hauptreferent Ludwig Karg in einem kurzen Abriss die Inhalte der ersten beiden Workshops. Es wurde nochmals auf den Sinn und Zweck von Regionalinitiativen, auf die Voraussetzungen und Bedingungen einer Gründung und auf den besonderen Stellenwert des ideellen Bereichs hingewiesen.

Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer Regionalvermarktungsinitiative sind ausgeglichene Absatzwege und Wertschöpfungsketten. Ludwig Karg verdeutlichte anhand einer "optimalen" Wertschöpfungskette die Bedeutung von Handels- und Logistikpartnern. Um den Teilnehmern eine Auswahl verschiedener Logistikkonzepte vorstellen zu können, wurden vier externe Referenten - Harald Rötter, Elisabeth Widauer, Dieter Banzer und Andreas Wald - eingeladen, welche jeweils einer anderen Logistik-Sparte zuzordnen sind:

  • "Direkte Logistik für direkte Handelsbeziehungen"

  • "Logistik extern organisiert"

  • "Logistik mit teilnehmenden Erzeugern"

  • "Vertragshändler für LEH und Gastronomie"

Die unterschiedlichen Logistikkonzepte wurden im Anschluss mit den Teilnehmern diskutiert, analysiert und verglichen. Ein weiteres Augenmerk wurde auf die Vielfalt der verschiedenen Organisationsformen gelegt (e.V., GmbH, eG, GmbH und Co KG, Zusammenschluss mehrerer GmbH's). Dabei wurden jeweils die Vor- und Nachteile und die Chancen und Risiken der unterschiedlichen Organisationsstrukturen diskutiert. Das in den Workshops erlernte Theoriewissen soll nun in die Praxis getragen werden und mit dem Besuch dreier Regionalinitiativen veranschaulicht werden.  

Die erste von insgesamt drei Fallbetrachtungen startete mit einer Rundtour durch das Netzwerk von UNSER LAND bei München. Nachdem die Reihe der Praxisworkshops Anfang Februar abgeschlossen wurde, ging es am 23. und 24. März mit der ersten Fallbetrachtung weiter. In den Fallbetrachtungen soll das theoretisch erlernte Wissen der Workshops in der Praxis veranschaulicht werden. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit "hinter die Kulissen" der einzelnen Regionalvermarktungsinitiativen zu blicken. Auf Basis der Inhalte der einzelnen Workshops sollen die einzelnen Initiativen ausgewertet, analysiert und einem gemeinsamen Fazit unterzogen werden. Bei der ersten Fallbetrachtung waren die Teilnehmer zu Gast bei der Regionalvermarktungsinitiative UNSER LAND. Auf einer gemeinsamen Rundtour durch das Netzwerk lernten die Teilnehmer nicht nur die Abläufe der Regionalvermarktungsinitiative kennen, sondern auch die Menschen und die Geschichten die hinter der Marke "UNSER LAND" stehen.  

Ablauf des ersten Veranstaltungstages:
  • Besichtigung der Aufbereitungsanlage für GVO-freies Soja, Erbsen und Ackerbohnen auf dem Asamhof in Kissing

  • Besuch der Metzgerei Jais in Luttenwang

  • Lager- und Logistikbesichtigung der UNSER LAND GmbH in Unterschweinbach

  • Besuch des REWE-Markts in Mammendorf

Am zweiten Veranstaltungstag waren die Teilnehmer zu Gast im Grünen Zentrum Puch/ Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck. Nach der Begrüßung durch Hans-Jürgen Gulder hatten die Teilnehmer die Möglichkeit Fragen an Julia Seiltz, Geschäftsführerin der UNSER LAND GmbH, zu stellen. Im Anschluss an die Fragestunde wurden die UNSER LAND e.V. und GmbH anhand der drei Themenbereiche "Qualitäts- und Herkunftssicherung", "Marketing und Kommunikation" und "Logistik und Strukturentwicklung" diskutiert und analysiert. 

Die zweite Vor-Ort-Fallbetrachtung des Fitnessprogramms fand am 25. und 26. Juni 2015 bei der Bio-Regionalvermarktungsinitiative TAGWERK e.V. und eG in Dorfen und Umgebung statt. In den Fallbetrachtungen soll das theoretisch erlernte Wissen der Workshops in der Praxis veranschaulicht werden. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit "hinter die Kulissen" der einzelnen Regionalvermarktungsinitiativen zu blicken. Auf Basis der Inhalte der einzelnen Workshops sollen die einzelnen Initiativen ausgewertet, analysiert und einem gemeinsamen Fazit unterzogen werden.  Nach dem Besuch der Regionalvermarktungsinitiative UNSER LAND e.V. und GmbH im März 2015, besuchte das Fitnessprogramm erstmals eine BIO-Regionalvermarktungsinitiative.

Die Erzeuger- und Verbrauchergenossenschaft TAGWERK eG bietet seinen Verbrauchern ein Vollsortiment, das neben regionalen Bio-Lebensmitteln auch Bio-Lebensmittel aus anderen Regionen führt. Grundvoraussetzung ist die Bio-Zertifizierung aller Lebensmittel. Da das Fitnessprogramm erstmals bei einer BIO-Regionalinitiative zu Gast war, ergaben sich für das Teilnehmerfeld neue interessante Einblicke und spannende Diskussionen.

Auf einer gemeinsamen Bustour am 1. Veranstaltungstag besuchten die Teilnehmer folgende Stationen:

  • Besichtigung der TAGWERK-Großhandel für Naturkost GmbH in Garching

  • Mittagessen auf dem Biolandhof Josef Braun in Freising

  • Betriebsbesichtigung der TAGWERK-Bio-Metzgerei in Niederhummel-Langenbach

  • Besichtigung des Biohof Lex in Emling

  • Besuch des TAGWERK-Bio-Markts in Dorfen

  • Besuch des TAGWERK-Zentrums in Dorfen

Im TAGWERK-Zentrum in Dorfen wurde am zweiten Veranstaltungstag das Gesehene theoretisch aufgearbeitet. Im Rahmen einer vorbereiteten Präsentation von Dr. Michael Rittershofer, geschäftsführender Vorstand des TAGWERK e.V., wurden alle noch offenen Fragen des Vortages ausführlich beantwortet und diskutiert. Ludwig Karg, Moderator der Veranstaltung, fasste abschließend die wichtigsten Inhalte der bereits abgeschlossenen Veranstaltungen zusammen und setzte diese in den TAGWERK-Kontext. Aufgrund der großen Offenheit aller Mitwirkenden, konnten die Teilnehmer "hinter die Kulissen" der Initiative blicken und erhielten detallierte Einblicke in die ideelle und wirtschaftliche Arbeit des TAGWERK Netzwerks. 

Die dritte und letzte Fallbetrachtung vor Ort fand am 30. und 31. Juli 2015 bei der Regionalvermarktungsinitiative "Die Regionaltheke - von fränkischen Bauern" in Feuchtwangen statt. In insgesamt sechs Praxisworkshops wurden die Teilnehmer des "Fitnessprogramms für Regionalinitiativen" in allen Bereichen der Regionalvermarktung gecoacht.

Inhaltliche Schwerpunkte waren dabei:

  • Qualitäts- und Herkunftssicherung

  • Marketing und Kommunikation

  • Logistik und Strukturentwicklung

Im Rahmen dreier Fallbetrachtungen wurde den Teilnehmern das theoretisch erlernte Wissen praxisnah veranschaulicht. Zur dritten und damit abschließenden Fallbetrachtung lud das Fitnessprogramm seine Teilnehmer in das mittelfränkische Feuchtwangen ein, wo "Die Regionaltheke - von fränkischen Bauern" seit 1997 frankenweit glaubwürdige regionale Produkte vermarktet. Neben Organisationsstruktur, Logistik, Produkt-, Qualitäts- und Preispolitik lernten die Teilnehmer Partner und Lieferanten der "Regionaltheke - von fränkischen Bauern" kennen:

Im Rahmen einer Betriebsbesichtigung der Molkereigenossenschaft Hohenlohe Franken eG in Schrozberg, erfuhren die Teilnehmer alles rund um die "Frischmilch ohne Gentechnik", die seit 2012 in Schrozberg abgefüllt und über die Regionaltheke vermarktet wird.

Norbert Metz, Geschäftsführer der "Allfra Regionalmarkt Franken GmbH", referierte darüber, wie aus einer kleinen Streuobst-Initiative eine der erfolgreichsten regionalen Saftvermarktungen Frankens - bekannt unter der Marke "hesselberger" - wurde.

Des Weiteren war Wolfgang Heinzel, 1. Vorsitzender der Interessengemeinschaft Regionalbuffet, zu Gast, der über die ideellen Beweggründen und die wirtschaftlichen Strukturen seiner Gastronomie-Regionalvermarktungsinitiative "IG Regionalbuffet" berichtet. Außerdem gab Wolfgang Heinzel ausführliche Einblicke in die "taste it"- Challenge, in deren Rahmen sich vier Familien bereit erklärten, ihre Ernährung für elf Wochen auf regionale Lebensmittel umzustellen.

Im Rahmen einer abschließenden Diskussion, moderiert von Ludwig Karg, wurden die wichtigsten Inhalte der beiden Veranstaltungstage zusammengefasst und noch offene Fragen der Teilnehmer beantwortet. Während der beiden Veranstaltungstage gewannen die Teilnehmer detaillierte Einblicke "hinter die Kulissen" der "Regionaltheke - von fränkischen Bauern" und gingen mit vielen neuen Erkenntnissen und einem großen Motivationsschub für die eigene Arbeit nach Hause. 


Entstehung eines Praxisleitfadens

 

Im Rahmen des Projektes konnten die Ergebnisse in einem "Handbuch zur Regionalvermarktung - Praxisleitfaden für Regionalinitiative: Strategien und Konzepte zur Vermarktung regionaler Lebensmittel" zusammengefasst werden. Welche Strategien und Konzepte zur Vermarktung regionaler Lebensmittel gibt es? Diese und weitere Fragen beantwortet das Handbuch zur Regionalvermarktung, das der Bundesverband der Regionalbewegung e.V. entwickelt hat. Behandelt werden die Bereiche Qualitäts-und Herkunftssicherung, Vertrieb und Logistik, Marketing und Kommunikation sowie Struktur und Finanzierung. 

Kontakt:

Bundesverband der Regionalbewegung e.V.
Ansprechpartnerin: Ilonka Sindel
Tel: 09852 - 1381
sindel@regionalbewegung.de

Förderung und Kooperationspartner:

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Cluster Ernährung