Agrarpolitik

Regionalisierung der Ernährungssysteme

Die Chancen einer Regionalisierung der Ernährungssysteme sollten ergriffen werden: Zur Unterstützung der Daseinsvorsorge, der gesunden Ernährung sowie des Umwelt- und Klimaschutzes empfiehlt der Bundesverband der Regionalbewegung der Politik, ein verstärktes Augenmerk auf eine zukunftsorientierte Regionalisierung der Ernährungssysteme zu legen. Ziel sollte es jetzt sein, die zunehmende Wertschätzung für nachhaltig erzeugte regionale Produkte vonseiten der Verbraucher*innen in zusätzliche Wertschöpfung, unter Einbeziehung der nachgelagerten weiterverarbeitenden Betriebe, zu verwandeln. Also Direktvermarktung zu stärken und darüber hinaus regionale Vermarktung entlang von Wertschöpfungsketten voranzubringen, damit regionale Produkte z.B. auch in der Gastronomie, in Großküchen oder Bäckereien verarbeitet werden und es insgesamt für Verbraucher*innen leichter wird, regionale Produkte zu erkennen und zu beziehen.

Förderung von Regionalisierungsprozessen durch politische Ansätze

In Deutschland wird nur ein sehr geringer Anteil von Lebensmitteln regional vermarktet. Genaue Zahlen zum regionalen Absatz von Lebensmitteln sind nicht vorhanden, da entsprechende Erhebungen fehlen. Lediglich Zahlen zur Direktvermarktung wurden erhoben. Diese bilden allerdings nur einen Strang der vielfältigen Regionalvermarktungsmöglichkeiten ab.

Ca. 10.300 landwirtschaftliche Betriebe sind in der Direktvermarktung tätig (vgl. BMEL, Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe, 2018, S. 8). Dies entspricht lediglich vier Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe. Wie extrem der deutsche Markt hingegen von Im-und Exporten abhängt, zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes deutlich: Insgesamt hat sich der weltweite Warenexport in den letzten 40 Jahren verzehnfacht, etwa ein Viertel aller in Deutschland erzeugten landwirtschaftlichen Produkte gehen in den Export. In vielen Bereichen ist Deutschland zudem  abhängig von Agrarimporten. Gemüse, Obst und Öl werden zu großen Anteilen aus anderen Ländern beschaffen, sogar Fleischerzeugnisse werden in großen Mengen importiert, obwohl der Selbstversorgungsgrad mit Fleisch in Deutschland bei 118 % liegt (https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/).


Fragile Weltwirtschaft

Globale Krisen, wie z.B. die Corona Pandemie, können also potenziell zu Versorgungsengpässen bei Nahrungsmitteln bzw. zu Betriebsinsolvenzen führen. Eine Diversifizierung des regionalen Anbaus und der Verarbeitungsstrukturen ist daher mehr als systemrelevant, denn mit vielen kleinen, lokalen Betrieben, die vielfältige Produktpaletten vorhalten, können Ausfälle abgefedert und zudem klimaschädliche Treibhausgase vermindert werden. Bisher fehlen politische Ansätze für die Förderung von Regionalisierungsprozessen.

Agrarpolitik für resiliente Regionen und starke Nahversorgungsstrukturen

Ziel ist es, Forderungen an die Politik zu formulieren, so dass ein ausgewogenes Verhältnis von regionaler Selbstversorgung und globalem Handel einen politischen Rahmen erfährt.  Da sich die Regionalversorgung bundesweit eher im einstelligen Prozentbereich bewegen dürfte, ist hier noch viel Luft nach oben.

Die vorwiegende Orientierung auf Exportmärkte und den globalen Handel muss also für die vor Ort verfügbaren Produkte verringert werden. Sie widerspricht dem Grundverständnis einer überzeugenden regionalen Kreislaufwirtschaft, verschärft das Transportaufkommen und trägt zudem zur Zerstörung der kleinbäuerlichen Strukturen und Marktsysteme in den Zielländern des Südens bei.

Förderung regionaler Verarbeitung und Vermarktung über die Gemeinsame Agrarpolitik
Eine Förderung regionaler Verarbeitung und Vermarktung über die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik ist möglich! Die Regionalbewegung fordert entsprechende Ausrichtungen politischer Programme in Bund und Ländern.
Die Europäische Kommission eröffnet in ihrem Vorschlag für die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) einige Möglichkeiten für Förderungen zum Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten und nachhaltiger, regionaler Ernährung.  Diese müssen nun Eingang in die nationale Förderpolitik finden.
Forderungen und Hintergründe hat die Regionalbewegung in einer Pressemitteilung und einem Positionspapier formuliert.


Mehr zum Thema

Verschiedene Ansätze des BRB zielen mit Konzepten und Schwerpunkten bereits auf eine Regionalisierung in der Agrarpolitik ab. Neben dem Bundesprogramm Regionale Wertschöpfung oder dem Land- und Handwerkerweg 2020 im Rahmen des Aktionsbündnisses Tag der Regionen, lädt die Regionalbewegung alle regionalbewegten Akteure aus Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Erzeugerbetriebe und Regionalinitiativen alle zwei Jahr zu einem Bundestreffen ein:

Bundesprogramm Regionale Wertschöpfung

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Tag der Regionen

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Bundestreffen

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Zukunft aufgetischt!

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Erzeuger-Verbraucher-Dialog

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REGIOkommune Mittelfranken

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