Regionalität – Das Rezept für eine krisensichere Versorgung in M-V

Gessin, 08.06.2020

Pressemitteilung

Regionalität – Das Rezept für eine krisensichere Versorgung in M-V

Landesgruppe Regionalbewegung M-V ruft auf zu Schulterschluss und Strategieentwicklung für Regionalisierung der Ernährungswirtschaft in M-V. Es herrschen Krisenzeiten. Die Weltwirtschaft ist verletzlich, die Corona Pandemie bringt die Warenströme aus dem Takt. Die Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern im Bundesverbands der Regionalbewegungen Deutschlands fordert daher eine Regionalisierung der Ernährungswirtschaft über Krisenzeiten hinaus. Dörte Wollenberg, Sprecherin der Landesgruppe Regionalbewegung M-V, betont: „Wir brauchen in MV eine praxisorientierte gemeinsame Strategie für robuste, regionale Ernährungssysteme und eine starke ländliche Wirtschaft. Wir brauchen mehr Versorgungssicherheit durch eine zielgerichtete Stärkung der landwirtschaftlichen Betriebe sowie der regionalen Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen.“

Agrarexporte krisenanfällig

Wie extrem der deutsche Markt von Im-und Exporten abhängt, zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Insgesamt hat sich der weltweite Warenexport in den letzten 40 Jahren verzehnfacht, etwa ein Viertel aller in Deutschland erzeugten landwirtschaftlichen Produkte gehen in den Export. Große Molkereien und Milchviehbetriebe, die durch ihre Ausrichtung auf den internationalen Absatzmarkt zurzeit enorme Probleme haben, zeigen, dass die politisch veranlasste Exportorientierung sehr krisenanfällig ist.

Abhängigkeit von Agrarimporten

In vielen Bereichen ist Deutschland zudem sehr abhängig von Agrarimporten. Gemüse, Obst und Öl kommen zu großen Anteilen aus anderen Ländern, Fleischerzeugnisse und Getreide werden in großen Mengen importiert. Globale Verwerfungen können potenziell auch immer zu Versorgungsengpässen bei Nahrungsmitteln bzw. zu Betriebsinsolvenzen führen. Aus Sicht der Regionalbewegung sind jedoch dezentrale Strukturen in der Nahrungsmittelgrundversorgung und in der Lebensmittelverarbeitung elementare Stabilitätsfaktoren nicht nur in Krisenzeiten. Die politisch forcierte Exportorientierung und das Zerschlagen dezentraler regionaler Wirtschaftskreisläufe zeigen hier deutlich das Marktversagen.

Mecklenburg-Vorpommerns Ressourcen schützen und ausbauen

Zur Unterstützung der Daseinsvorsorge fordert die Landesgruppe Regionalbewegung M-V, der landesweite Zusammenschluss regionaler Erzeuger und Vermarktungsnetzwerke, die Politik auf, ein verstärktes Augenmerk auf die Regionalisierung in der Ernährungswirtschaft zu legen. Die regionalen und häufig kleineren Verarbeitungsstrukturen wie Schlachthöfe, Mühlen, Brauereien, Käsereien, Gemüse-und Fruchtverarbeitung sowie nachgeordnete Veredlungsbetriebe müssen erhalten oder vielerorts wiederaufgebaut werden. Regionale Vermarktungsmodelle werden bereits als gute Beispiele in einigen Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns umgesetzt. Sie sind flächendeckend zu etablieren bzw. nachhaltig strategisch zu unterstützen.

Eine Versorgung überwiegend aus regionalen Wirtschaftskreisläufen – und das weltweit – könnte Regionen in Krisensituationen resilienter, widerstandsfähiger, machen und durch lokale Wertschöpfung auch Kleinst-, kleine und mittlere Wirtschaftsbetriebe sowie engagierte Netzwerke vor Ort stärken. Daher drängt die Regionalbewegung auf eine Regionalisierung und damit De-Globalisierung in der Ernährungswirtschaft.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist gefragt, hierfür Strategien zu entwickeln, gemeinsam mit den relevanten Akteuren der Land- und Ernährungswirtschaft, der Tourismus- und Gesundheitswirtschaft, der öffentlichen Verwaltung, den kleinen und mittelständischen Betrieben sowie den gewachsenen regionalen ErzeugerNetzwerken und Initiativen.

Gegen globale Trends braucht es konzertierte Alternativkonzepte und breiten Konsens.

Die derzeitige Krise bietet die Chance, den Aufbau von regionalen Nahversorgerstrukturen systematisch zu unterstützen. Die Resilienz* der Kommunen und Regionen wird nicht nur im Medizinbereich eine tragende Rolle spielen müssen. Der Erhalt und Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe für eine hohe Wertschöpfung in den Regionen und eine weitgehende Unabhängigkeit von globalen Handelsstrukturen sind Voraussetzung für eine zukunftsträchtige und krisenfeste Daseinsvorsorge – eine Pflichtaufgabe für Kommunen, für deren Rahmenbedingungen Bund und Länder sorgen müssen.

Die Regionalbewegung bietet mit ihrem Netzwerk der Landesregierung MV konkret die Mitarbeit und Beratung zur Sicherung und zum innovativen Ausbau der Nahversorgerstrukturen im regionalen Wirtschaftskreislauf an.

 

Erklärungen

Resilienz – Widerstandsfähig werden durch Lernen aus der Krise Resilienz oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen für Entwicklungen zu nutzen. Dieser Begriff aus der Psychologie wird auch für gesellschaftliche Veränderungen, wie Regionalisierungsprozesse verwendet.

Regionalisierung oder auch Re-Regionalisierung Ansatz, die Regionen als Wirtschaftsräume wieder zu entdecken und infrastrukturelle Lösungen für ein starkes Land umzusetzen. Die gesamte Welt arbeitet an diesen Prozessen und benötigt konkrete regionale Lösungen um nachhaltiger zu wirtschaften, ökologischer zu handeln, fairer mit den Ressourcen und Mensch und Tier umzugehen und die Bewohner sicher zu versorgen. Auch Mecklenburg-Vorpommern kann hier mit gutem Beispiel vorangehen. Die regionale Wirtschaft wird davon profitieren.

Die Landesgruppe Regionalbewegung MV – wurde 2018 gegründet und ist Teil des Bundesverbandes der Regionalbewegungen Deutschlands, einem bundesweiten Kompetenznetzwerk für Regionalisierungsprozesse. Die Landesgruppe bündelt die vielfältigen Aktivitäten einer regionalen nachhaltigen Entwicklung, unterstützt und vernetzt zahlreiche vorhandene Akteure durch weitere Impulse und leistet wichtige Lobbyarbeit für regionales Wirtschaften und regionale Versorgung sowie die Stärkung ländlicher Räume. In der Landesgruppe M-V ist mit aktuell 14 Mitgliedsinitiativen ein großer Teil der Akteure regionalen Wirtschaftens versammelt. Durch die Mitgliedsinitiativen werden die Interessen von etwa 1100 Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern vertreten.

Die Regionalinitiativen in der Landesgruppe Regionalbewegung MV (Stand 6/2020): alles-mv.de, Biopark e.V., ELG Mecklenburgische Schweiz eG „Die Meck-Schweizer“, Förderverein Bützower Land e.V., Förderverein Biosphäre Elbe MV e.V., Gartenroute MV e.V., ländlichfein e.V., LANDURLAUB M-V e.V., Landschaftspflegeverband Sternberger Endmoränengebiet (LSE) e.V., Park-Land-Sterne e.V., pommernArche – arkaPomorza e. V. Weitere Informationen finden Sie hier: www.regionalbewegung.de/landesverbaende/mecklenburg-vorpommern

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Kontakt

Sprecherin

Dörte Wollenberg
ELG Mecklenburgische Schweiz eG
Gessin Nr. 7b
17139 Basedow

Tel:039957-299 818
E-Mail: wollenberg@regionalbewegung.de

 

stellvertretende Sprecherin

Dr. Christin Hannemann
Mecklenburger ParkLand
Dalwitz 43
17179 Walkendorf OT Dalwitz

Tel. 038221 – 81 290
E-Mail: info@mecklenburger-parkland.de